Bericht aus dem Fotoarchiv St. Nikolai

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Bericht aus dem Fotoarchiv St. Nikolai

Entwicklungen
Bericht aus dem Fotoarchiv St. Nikolai  

Früher ging das Fotografieren so: Man belichtete einen Film, entwickelte diesen und fertigte schließlich Abzüge an. Anlass, zum Thema „Entwickeln“ einen Blick in das Fotoarchiv unserer Gemeinde zu werfen.

St. Nikolai Spandau besitzt neben einem umfangreichen Aktenarchiv auch ein ansehnliches Bildarchiv. Da nicht jede Abbildung ein Foto ist, ist es eben nicht nur ein Fotoarchiv.

Diese Archive werden im Gemeindemuseum Spandovia Sacra geführt; räumlich sind sie in der Jüdenstraße angesiedelt. Das Bildarchiv St. Nikolai umfasst 3.573 Verzeichniseinheiten (VZ). Eine VZ kann aus einem winzigen Negativschnipsel, einem Fotoalbum oder einer Umzugskiste mit Abzügen „Aus dem Gemeindeleben 1980er Jahre“ bestehen. So ist die wahre Anzahl der aufbewahrten Bilder tatsächlich ein Geheimnis.

Mittlerweile haben wir, d. h. Ehrenamtliche, Praktikant:innen und Hauptamtliche, unsere Archivkarteikarten in Exceldateien erfasst, so dass man bei uns bequem nach Stichworten oder Daten suchen und sortieren kann. Doch so ganz „idiotensicher“ ist auch diese Methode nicht. Als ich in Vorbereitung dieses Artikels nach dem ältesten in unserem Archiv vorhandenen Foto fahndete, stieß ich auf „Martin Luther, 1522“. Würde das stimmen, käme dies einer geschichtlichen Sensation gleich. Doch liegt hier ein schlichter Fehler bei der Archivierung vor: Genannt wird in den Findmitteln eigentlich das Datum der Aufnahme, nicht die Datierung des abgebildeten Objektes. Bei allen weiteren Abbildungen vor 1900, die sich in unserem Archiv befinden, handelt es sich ebenfalls um spätere Reproduktionen und Kopien. Dazu gesellen sich rund 500 VZ mit dem Vermerk „ohne Datum“.

Originalfotos und -postkarten sind erst mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts erhalten. Bis in die 1960er Jahre hinein handelt es sich um schwarz-weiß-Darstellungen. Vor allem Architekturmotive und wichtige Persönlichkeiten wurden abgelichtet. Nur langsam fasste die Farbfotografie Fuß. Das Fotografieren wurde billiger und die Bilderfluten stiegen bis zur Jahrtausendwende an. Fahrten, Ausflüge und Kaffeetafeln dokumentieren das bunte Gemeindeleben. Um 2010 tauchten erste digitale Datenträger im Nikolai-Archiv auf. Gleichzeitig setzte ein Rückgang der Filmstreifen, der Diapositive und der Papierabzüge ein. Fortan wurde noch wilder fotografiert, aber im Archiv ist nichts mehr davon zu sehen. Und ob in 100 Jahren die elektronischen Medien noch lesbar sein werden, weiß derzeit niemand. Inzwischen werden digitale Fotos noch nicht einmal mehr dauerhaft gespeichert. In den sozialen Medien gehen sie kurzfristig viral oder sie verschwinden mit dem Smartphone, auf dem sie angehäuft wurden.

Als Chronistin bin ich froh, dass wir unseren Gemeindebrief haben. So werden nachfolgende Generationen sich wenigstens auf diese Weise ein Bild vom derzeitigen Gemeindeleben machen können. 

Sabine Müller, Museumsleiterin Spandovia Sacra

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