Alles Schinkel? Und Käsekitt!

Alles Schinkel? Und Käsekitt!

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# Museum

Alles Schinkel? Und Käsekitt!

Was ist denn Käsekitt?    

Gleich neben dem Schiffer Holzapfel lebte der Tischlermeister Carl Neupert in der Breite Str. 18 in Spandau. Er hatte Spandau während der napoleonischen Zeit erlebt und war ebenso Zeuge der Kämpfe in den Befreiungskriegen 1813, die auch in Spandau zwischen der Zitadelle und dem Reformationsplatz heftig geführt wurden. 10 Jahre später wurde am 23. November 1823 in der hiesigen St. Nicolaikirche zum Andenken an „die im heiligen Kampfe gebliebenen, aus Spandau gebürtigen Vaterlands­ver­teidiger eine Gedächtnistafel“ eingeweiht, mit welcher der Tischlermeister Carl Neupert der Kirche ein Geschenk gemacht hatte.1

Im Jahr 1839 bekam er den Auftrag, auf dem Königlichen Chor die Türen wiederanzubringen. Chöre sind abgetrennte Sitzreihen in einer Kirche. Sie können sich auf einer Empore befinden, müssen es aber nicht.  

An den Hauptsäulen der Nikolaikirche waren die Stuhlwände sowie Stuhltüren befestigt. Diese wurden von Carl Neupert wieder angebracht und durch den Schlosser befestigt. Der Mauermeister ließ die in die Säulen eingestemmten Stuhlwände auf dem Königlichen Chor mit Gipsmörtel sauber wieder verstreichen und diese Stellen nachfärben.  

Damit die Holzverbindungen sicher und lange halten konnten, verwendeten die Tischler einen Leim, der eine aus Knochen, Flechsen (Sehnen und Bindegewebe von Tieren), Abgängen von Häuten und aus andern tierischen Substanzen bereitete klebrige Materie war. Diese war in gekochtem Zustand flüssig und diente dem Tischler zur Verbindung von Brettern und andern Holzstücken. Durch Zusatz von etwas Alaun wird sowohl die bindende Kraft des Leims als der Widerstand gegen Feuchtigkeit erhöht. Vor dem Leimen hatte man darauf zu achten, dass die zu leimenden Flächen rau waren und vorher erwärmt wurden, damit die Holzporen sich erweitern und der Leim möglichst tief eindringt.  

Brauchten Tischler wie Carl Neupert dagegen eine Verbindung zwischen Holz und Stein, nutzten sie Käsekitt, auch Käseleim genannt, eine Mischung aus jungem süßem Käse oder Quark, der in heißem Wasser aufgelöst und dann mit ungelöschtem Kalk auf einem Reibestein zusammengerührt wurde, bis die Masse einen zähen Teil ergab, welcher lange Faden zog. Man verwendete den Käsekitt in warmen Zustand zum Verbinden von Holz und Stein und verstrich auch damit die Fugen und Astlöcher des Holzes, bevor es einen Farbenanstrich erhielt 2.  

1 Seite 397 aus „Chronik der Stadt und Festung Spandau - Von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart“  von A. Krüger 
2 Baulexikon von C.F. von Ehrenberg von 1840

Recherche und Text: Markus Lange
für die Ausstellung "Alles Schinkel? Zur Umgestaltung der Spandauer St.-Nikolai-Kirche 1838/39".

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