Museum Spandovia Sacra: Arbeitsbericht 2023

Museum Spandovia Sacra: Arbeitsbericht 2023

Museum Spandovia Sacra: Arbeitsbericht 2023

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Museum Spandovia Sacra: Arbeitsbericht 2023

Das war - aus der Sicht unseres Museums - ein Jahr, wie man es sich wünscht: viel Arbeit, keine größeren Störungen, gewinnbringende Begegnungen … Ein ereignisreiches Jahr, das zeigt, wie wichtig das Museum für unsere St.-Nikolai-Gemeinde ist.

Seinen Kernaufgaben (Sammeln, Bewahren, Erforschen und Vermitteln) konnte das Museum auch im Jahr 2023 gut nachkommen. Im Folgenden einige Schlaglichter; dabei wird eine Wiederholung der Ausführungen aus vergangenen Jahren vermieden. Frühere grundsätzliche Informationen gelten auch für den aktuellen Bericht:

Sammeln

Der wichtigste Neuzugang 2023 für unsere Sammlungen ist ein Original-Gemälde des Spandauer Malers Johannes Szymkowiak, kurz: Hans Szym (1893-1961). Das impressionistisch anmutende Bild (Detailausschnitt siehe oben) entstand vor 1937 und zeigt den Kirchturm noch mit seiner originalen barocken Haube von 1744. Das Kunstwerk wurde der Ev. St.-Nikolai-Gemeinde am 25. April 2023 von der Familie Ostendorf in Form einer Schenkung übereignet. Wir bedanken uns sehr für diese Großzügigkeit und werden das Gemälde bestmöglich für die Nachwelt bewahren (und selbstverständlich auch ausstellen).

Bewahren

Am 26. Juli 2023 mussten die beiden ehrenamtlichen Archivhelferinnen und ich feststellen, dass sich die Umbauarbeiten in der Spandauer Superintendentur sehr negativ auf die vom Museum St. Nikolai genutzten Depotkellerräume in der Jüdenstraße ausgewirkt hatten. Es waren, bevor Löcher in Decken und Wände gebohrt wurden, keinerlei Abdeckungen vorgenommen worden. Ergebnis: Zum Teil historische Bestände, Museumsmaterial, Möbel und Geräte waren mit einer weißen Bohrstaubschicht überzogen. Auftraggeber und Auftragnehmer der Bauarbeiten zeigten sich zerknirscht und bemühten sich um Wiedergutmachung, die bis Mitte September auch gelang. So fand der Vorfall ein glimpfliches Ende. Archivgut und Ausstellungsmaterialien wurden nicht nachhaltig geschädigt.

Erforschen

Nach zwei Jahren wollten wir es wissen! Was 2021 als Transkriptionsprojekt einer Archivalie begonnen worden war, sollte nun in diesem Jahr präsentiert werden: das "Journal über die Führung des Baues der St. Nicolai Kirche zu Spandow" aus den Jahren 1838/39, zwei handgeschriebene Bände mit insgesamt 256 Seiten. Inzwischen war die von mir angeleitete Citizen-Science-Gruppe längst über die reine Textübertragung hinausgewachsen. So ist es in der Wissenschaft: Ist eine Frage beantwortet, stellt sich sofort die nächste. Das ist ausufernd. Wir setzten uns eine Frist von fünf Monaten, um das, was schon lange in unseren Köpfen herumschwirrte, nach außen sichtbar zu machen. Am 3. Juni 2023 konnten wir (fünf Ehrenamtliche und ich) unsere Werkstattausstellung Alles Schinkel? vor zahlreich erschienenem Publikum eröffnen. Viele Inhalte sind seither im Spandovia-Sacra-Blog veröffentlicht worden. Und da die Ausstellung auf recht großes Interesse stieß und uns immer noch Fragen dazu einfallen, haben wir beschlossen, Alles Schinkel? im Jahr 2024 mit Ergänzungen weiterhin zu zeigen. Doch zunächst machten wir zum 1. Dezember 2023 Platz für die Ausstellung "Annäherungen an Weihnachten. Krippen und Adventskalender" (bis 4. Februar 2024).

Bildung und Vermittlung

Im Laufe des Frühjahrs 2023 entwickelte sich die Covid-19-Pandemie zur "Normalität". So entfielen nach und nach die angeordneten Schutzmaßnahmen. Mit dem 9. Juni nahm Spandovia Sacra den regelmäßigen Führungsbetrieb wieder auf. Auch durch eine Ehrenamtliche wurde es möglich, vierzehntägig am Freitag um 16.30 Uhr einen kostenlosen Rundgang durch das Haus und die Ausstellungen anzubieten. Die insgesamt zehn Führungen in fünf Monaten waren sehr zufriedenstellend besucht, was sich auch auf das Spendenaufkommen positiv auswirkte.

Einzelne Arbeitsbereiche in alphabetischer Reihenfolge,
auch hier jeweils nur eine Auswahl der Vorgänge:

Archiv
Erneut erreichten die meisten Anfragen per eMail das Museum und wurden ebenso beantwortet. Auch in diesem Jahr hielten sich private und berufliche Anfragen die Waage. Drei besonders interessante Beispiele: 1.) Private Forschung zur Familie Haake, die dem Spandauer Ortsteil Hakenfelde ihren Namen gab. 2.) Masterarbeit im Fach Musikwissenschaft an der UdK Berlin über den Organisten und Komponisten Otto Dienel (1839-1905), der 1890 die Orgel der neu erbauten Spandauer Garnisonkirche begutachtete und wohl auch das Einweihungskonzert in Anwesenheit des deutschen Kaiserpaares spielte. 3.) Für das Buch "Starke Frauen in der Lichtenburg" von Petra Reichenbach stellte unser Archiv eine Abbildung der brandenburgischen Kurfürstin Elisabeth (1485-1555) zur Verfügung.

Bibliothek
(Hier finden Sie weitere Informationen über die Kirchenbibliothek von St. Nikolai Spandau.)

Das Bibliotheksjahr begann mit einem Paukenschlag! Am 6. Januar besuchte der Schweizer Literaturwissenschaftler Dr. Nicolas von Passavant unsere Bibliothek. Gemeinsam mit Prof. Dr. Hans-Gert Roloff ediert er für die Christian-Weise-Gesamtausgabe ein frühes Drama, von dessen Erstausgabe nur zwei Exemplare überliefert sind: eines in Leipzig, das andere in der St.-Nikolai-Bibliothek Berlin-Spandau! Es handelt sich um einen Text von etwa 150 Druckseiten mit der Signatur 4/2722: angeb. Buch "Ein Kurtzer Anhang Zum Andern Theil Der Uberflüssigen Gedancken" (Lustspiel von 1673). - Das war jetzt erst der Trommelwirbel. Nun mein persönlicher Paukenschlag: Ohne Prof. Dr. Hans-Gert Roloff (geb. 1932) würde ich nicht hier im Museum, nicht hier in der historischen Bibliothek arbeiten. Er war es, der während meines Studiums mein Interesse an der Mittleren Deutschen Literatur, besonders an der Literatur der Reformationszeit, weckte. Seine spannenden Geschichten über das Wiederauffinden scheinbar verlorener Texte trieben mich geradezu magisch in die Spandauer Kirchenbibliothek - und siehe da: Nun konnte ich seine Forschung unterstützen.

Der wissenschaftliche Verlag DE GRUYTER mit Sitz in Berlin erbat im Oktober die Abdruckgenehmigung einer Grafik, die sich in unserer Bibliothek befindet. Der Holzschnitt soll den zweiten Teilband des "Repertoriums deutschsprachiger Ehelehren. Bd. 1/2: Erstdrucke in Berliner Bibliotheken" von Prof. Dr. Erika Kartschoke zieren. In diesem Forschungsband werden auch Texte aus unserer Bibliothek ausgewertet. Frau Prof. Dr. Kartschoke hat in den "Coronajahren" viel bei uns vor Ort recherchiert, soweit es die jeweilige Lage zuließ. Die Abbildung stammt aus: Johannes Pomarius Baumgarten d.Ä.: "Eine Predigt vom Ehestand über das Evangelium von der Hochzeit zu Cana", aus dem Jahr 1568, Kirchenbibliothek St. Nikolai Spandau, 5 in: 4 1055, Blatt A5v.

Café
Das Café ermöglicht in erster Linie die regelmäßigen Öffnungszeiten der Ausstellungen. Der Cafébetrieb selbst ist ein, zugegeben, netter "Nebenservice", der auch meine Arbeitszeit nicht unwesentlich beansprucht (Bestellung, Abrechnung, Teamleitung usw.). Eine 12-köpfige Gruppe Ehrenamtlicher kümmerte sich 2023 - in wechselnden Anteilen - um die Bedürfnisse unserer Gäste. Eine Erweiterung der Öffnungszeiten (derzeit: Fr, Sa und So 15-18 Uhr) ist wünschenswert, doch dann müssten mehr Engagierte hinzukommen. Bis Ende Oktober zeigten wir in den Caféräumen die Ausstellung "Auch St. Nikolai verändert sich. Werke aus der Kunstsammlung der Gemeinde". Am 1. November 2023 folgte "Einblicke in Rügens Kirchen. Fotos von Ines Küstermann" (bis 28. April 2024). Die Pflege des Grüns vor unserem Wintergarten wurde dankenswerterweise erneut ehrenamtlich bewerkstelligt.

Dach, Unterm (Konzertreihe)
Nachdem wir schon im Vorjahr vorsichtig wieder mit den Konzerten "Unterm Dach" gestartet waren, setzten wir die beliebte Reihe im Jahr 2023 mit insgesamt acht Konzerten fort (die ersten beiden noch mit der dringenden Bitte, Masken zum Ansteckungsschutz zu tragen). "Unterm Dach" wird kuratiert und praktisch durchgeführt von drei, manchmal auch vier Ehrenamtlichen in enger Zusammenarbeit mit mir. Ein umfangreiches Arbeitsfeld: Absprachen mit Künstler*innen; digitale und analoge Werbung; Handzettel und Plakate entwerfen, herstellen und verteilen; Verwaltung der Vorbestellungen; Einkauf für die Bar; das Dach einrichten für das Konzert: Stühle stellen, Gläser und Getränke hinauftragen; Künstler*innen betreuen, beim Bühnenaufbau helfen; Einlass der Konzert*besucherinnen, Bewirtung der Gäste, Begrüßung, Moderation, weitere Ansagen; am Ende des Konzerts aufräumen, beim Bühnenabbau zur Hand gehen, Gläser und Getränke zurück in die Küche; Gläser abwaschen und wegräumen; Gema-Abrechnung. Habe ich etwas vergessen? Ein Konzert bedeutet für uns mindestens sieben Arbeitsstunden.

Was gab es noch im Jahr 2023?
Finissage
der Adventsausstellung "KrippenHeimaten" und Museumsneujahrsempfang am 29. Januar ++ Teilnahme an der Publikumsaktion "Ab ins B" im Frühjahr ++ 750 Jahre Staaken: Archivbericht für "Die Staakener Wetterfahne. Mitteilungen des Freundeskreises der Dorfkirche Alt-Staaken e.V.", Ausgabe 48, Jubiläumsausgabe März 2023. ++ Regelmäßige Weiterführung des Spandovia-Sacra-Blogs ++ Zuarbeit für die Gemeindebriefredaktion zuzüglich vier längerer Artikel ++ Durchführung von Kirchen- und Turmführungen (u. a. die Sextas des Gymnasiums zum Grauen Kloster mit dem Thema "Reformation in Brandenburg", ca. 90 Schüler*innen mit Begleitungen) ++ 625 Jahre Taufkessel St. Nikolai ++ Ausflug der Museumsehrenamtlichen nach Groß Glienicke mit Führung durch die dortige Dorfkirche am 22. Juli ++ Mitarbeitendenbesprechungen St. Nikolai ++ Kirchenmusik-und-Kultur-Ausschuss und Gemeindebeirat ++ Zuarbeiten für die neue Ausstellung im Kirchturm ++ Tag der offenen Türen am 3. Oktober mit Kurzführungen durch alle Bereiche des Hauses ++ "Warum heißt Curry Curry?" lautete das Motto für ein Kochkurs-Projekt mit drei Terminen, das im Herbst in den Räumen des Museumscafés stattfand. ++ Teilnahme am Archivpflegekonvent der EKBO ++ Die Umstellung der Nikolai-Webseite durch den Anbieter Churchdesk führt zu größeren langanhaltenden Problemen bei der Benutzbarkeit von www.nikolai-spandau.de ++ Besichtigung der Ausgrabungen an der Spandauer Moritzkirche. Die Ausgrabungen bringen Vergessenes ans Licht. Die historische Einordnung muss noch erfolgen. ++ Fortbildung "Fördermöglichkeiten der politischen Bildung für Museen & Ausstellungsakteure", Berliner Museumsverband e.V. ++ Am 27. November Besuch der Jahrestagung des Berliner Museumsverbandes e. V. auf der Zitadelle. ++ Digitaler Adventskalender "Schneeflöckchen, Weißröckchen" ++ 1.12.23-4.2.24 Ausstellung "Annäherungen an Weihnachten. Krippen und Adventskalender" u.v.a.m.

Ich danke allen Mitarbeitenden − den Ehrenamtlichen und den Kolleg*innen der St.-Nikolai-Gemeinde − für ihre Mitwirkung. Ohne sie wäre die Arbeit im Museum Spandovia Sacra nicht zu leisten.

Dennoch könnte mehr geschafft werden. Spandovia Sacra und damit die gesamte St.-Nikolai-Gemeinde könnten noch stärker in die Öffentlichkeit ausstrahlen und Menschen für "die Kirche" begeistern. Spandovia Sacra ist ein Schatz und ein Aushängeschild. Die Ideen sind da, die Nachfrage ist groß, doch die Personalsituation lässt vieles leider nicht zu. Es gibt nur eine bezahlte Stelle hier im Haus (immerhin!). So bleibt es an einigen Punkten beim "Könnte". Das ist manchmal unbefriedigend.

Museumsleiterin Sabine Müller, 14. Januar 2024

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