Kollektive Krisen in St. Nikolai

Kollektive Krisen in St. Nikolai

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Kollektive Krisen in St. Nikolai

Beitrag Nr. 2, 15. September 2020 - Autorin: Sabine Müller

Während des "Corona-Lockdowns" im Frühjahr 2020 entstand folgende Zusammenstellung:

St. Nikolai Spandau als „durchbeteter Raum“

Historie der kollektiven Krisen und Katastrophen in unserer Kirche

Vorbemerkungen:

· Naturkatastrophen, Beispiele: Überschwemmung, Tsunami, Erbeben, Vulkanausbruch, Meteoreinschlag, Sturm, Hagel, Frost, Schnee, Dürre, Seuche, Blitzeinschlag, Massenhysterie …

· Desaster, die wider besseres Wissen von Menschen verursacht werden, Beispiele: Krieg, Pogrom, Belagerung, Flucht, Vertreibung, Brandstiftung, Verfolgung, Schändung, Plünderung, Verbrechen aller Art, Teuerung/Inflation, Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit, obrigkeitliche Willkür, Terrorismus …

· Technische Desaster, Beispiele: Atomunfall, Eisenbahnunglück, Flugzeugabsturz, Schiffsuntergang, Explosion ... 

 

- Individuelle Krisenerfahrungen werden in der folgenden Aufstellung nicht erfasst.

- Krisenerfahrungen verdichten sich bei Desastern.

- Religionen sind eng verbunden mit Krisen und Krisenbewältigung.

- Jedes der folgenden Ereignisse fand seinen entsprechenden Niederschlag in der St.-Nikolai-Kirche und bei den Menschen ihrer Gemeinde.

- Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

- Einzelne Gebete sind in nur in Ausnahmen überliefert (s. Anhang betr. Cholera)

- Für die Zeit des Dreißigjährigen Krieges könnten die Dichtungen Paul Gerhardts als Beispiel herangezogen werden.    

Was geschah in Spandau?
Wie reagierten die Menschen, vor allem in St. Nikolai?

Eine Auswahl

1157 Ostexpansion, Verbreitung der Lepra. Diese kam durch die Kreuzzüge nach Europa. Wo Leben, da Seuche.

1197 Ersterwähnung der Spandauer Burg (heute Zitadelle)

1232 Ersterwähnung Spandaus als Stadt

1239 Stiftung des Benediktinerinnenklosters St. Marien durch die Markgrafen Johann I. und Otto III. Standort: auf dem Gelände der abgerissenen Betonpost an der Havel.

1240 Ersterwähnung der Spandauer Marktkirche (= St.-Nikolai-Kirche) nach einem verheerenden Stadtbrand.

1244 Der Spandauer Rat gründet im Zusammenwirken mit dem Benediktinerinnenkloster St. Marien das Heilig-Geist-Hospital für Reisende, Pilger, Alte, Arme und Kranke (Jahreszahl urkundlich nicht gesichert, eher „vor 1252“). Standort: an der Hauptstraße außerhalb der Stadt (im Bereich des heutigen Stabholzgartens und des Rathauses). Vgl. Pohl S. 92ff. und S. 400ff. An verschiedenen Standorten überdauerte das Heilig-Geist-Hospital bis heute.

                Chronist Schulze schreibt zum Jahr 1244: „Auf gleiche Weise hat die Krankheit des Aussatzes, von der angesteckt in den Morgenländern so viel Kreuzfahrer aus dem gelobten Land zurückkamen, wie überhaupt in Europa zu Erbauung von Aussatzhäusern, wo die Infizierten von der übrigen menschlichen Gesellschaft abgesondert aufbehalten würden, als insbesondere zu Errichtung dergleichen Häuser in der Mark Gelegenheit gegeben. Diese domus leprosorum wurden St. Georgen Hospitäler genannt, mit milden Stiftungen versehen und zu Pest-Siechen-und Krankenhäusern angewandt.“ (Schulze II S. 3)

1307 wird dem Heilig-Geist-Hospital gegenüber auf der anderen Straßenseite das Spandauer Leprosenhaus St.-Lazarus- bzw. St.-Georg-Hospital (Namenswechsel vor 1322) zur Aufnahme Aussätziger ausgestattet (Pohl S. 414) (heute befinden sich dort die Spandau Arcaden). Der Heilige Georg war Schirmherr der Kreuzritter und wurde bei ansteckenden Krankheiten wie Lepra und später Pest angerufen. Das St.-Georg-Hospital wird wegen finanzieller Schwierigkeiten kurz vor der Reformation dem Heilig-Geist-Hospital angegliedert und 1639/40 beim Ausbau der bastionären Stadtbefestigung abgerissen.

(1323) 1330-1541 Insgesamt elf Stiftungen von Nebenaltären in St. Nikolai.

1347 gelangt die Pest nach Europa, auch in die Mark Brandenburg. Was ist mit Spandau? Keine Nachricht darüber.

1370 Auf den Neubau der St.-Nikolai-Kirche wird der Dachstuhl aufgesetzt.

1398 Aufstellung des bronzenen Taufbeckens in der St.-Nikolai-Kirche. In dieser Zeit herrscht das Raubrittertum.

1462 Erste Erwähnung des Spandauer St.-Gertrauden-Hospitals auf dem Stresow, also außerhalb der Stadt, aber inmitten einer Siedlung an einer Hauptstraße gelegen. Hier werden in erster Linie Pilger und Reisende versorgt (eine Art Quarantänestation). 1640 Abbruch der Gebäude im 30-jährigen Krieg wegen des Ausbaus der Stadtbefestigung.

1467 St. Nikolai erhält einen neuen, hohen Kirchturm. Angeblich der höchste in der Mark Brandenburg)

1484 Totentanz in der Berliner Marienkirche als ikonografische Antwort auf einen aktuellen Seuchenzug. (Ein ähnliches Kunstwerk ist für Spandau nicht überliefert.)

1510 Vertreibung der Juden aus Brandenburg (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 184) (Schulze II S. 34)

1535 Philipp Melanchthon in Spandau (kein Desaster!)                     

1537 Blitzeinschlag im Nikolaikirchturm (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 184) (Schulze II S. ). 1539 Wiederaufbau.

1566 Pest. Chronist Schulze schreibt dazu: „Die Pest wütete in diesem Jahre hier so stark, daß über 1400 Menschen daran starben, zwei Totengräber nacheinander dabei umkamen; erst der Dritte die Arbeit vollenden konnte. Es ist dies das erste Pestjahr, was man hier findet.“  (Schulze II S. 73) Nikolai-Pfarrer M. Johann Salmuth stirbt am 11.10. an der Pest. Auch Bürgermeister Bartholomäus Wittstock.

1576 Pest. Zweite Kirchenvisitation. Nikolaikirchturm vom Blitz getroffen (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 185) Chronist Schulze: „In diesem Jahr war die Pest hier und starben mehrenteils daran vom 9. Juli bis 30. Dezember 456. M. Albertus Calerus verlor dabei allein seine Frau, drei Söhne und eine Tochter.“ (Schulze II S. 86) Das älteste Pfarrerbild (1596) in der St.-Nikolai-Kirche zeigt Albert Calerus (1532-1598).

1581/82 Der Lynar-Altar wird errichtet. Die Stifterfamilie Lynar ist auf den Seitenbildern des Retabels betend dargestellt. Unter den männlichen Familienmitgliedern: „Denn wir liegen für dir mit unserem Gebet, (und vertrauen) nicht auf unser Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. Dan. IX.18“. Unter den weiblichen: „Er spricht, der solches zeuget: Ja, ich komme bald, Amen. Ja, komm Herr Jesu. Apokal. XXII. 20“

1585 Pest von August bis Dezember. Opferzahlen sind nicht überliefert. Im Mai stirbt Gräfin zu Lynar; Pest aus Berlin 1584? Keine Aussage.

1594-96 Angebliche Wundererscheinungen lösen eine lebensgefährliche Massenhysterie aus. „Was die Mittel, so dagegen zu gebrauchen, betrifft: … es sei das beste Mittel, was Jesus selbst empfohlen, fleißiges herzliches Gebet und ernstliche Besserung des Lebens.“ (Schulze II S. 112)

1595 wird im Kurfürstentum Brandenburg angeordnet, das Betglockschlagen wieder einzuführen und „täglich dreimal des Morgens um 5 Uhr, Mittags um 12, Abends um 5 Uhr an(zu)schlagen u. wider die Türken zu beten“ (Schulze II S. 113/114).

1598/99 Pest mit 1000 Toten. „Eine Folge von vorhergegangener Hungersnot, die aus Mißwachs entstanden.“ Pestordnung des Kurfürsten Joachim Friedrich. Die Spandauer Bürgermeister flüchten. Chronist Schulze gibt genauere Beschreibungen; zu umfangreich, um sie hier wiederzugeben. (Schulze II S. 120f.) Pfarrer Calerus stirbt am 24.6.1598. An der Pest? Keine Aussage.

1611/12 Pest mit 1477 Toten, u. a. Lehrer und Ratsmitglied Georg (=Jürgen) Blum sowie seine Frau und 6 Kinder. An die Familie erinnert das 1617 gestiftete Gemälde „Opferung Issaks“, welches heutzutage (2020) in der Sakristei hängt. Der Moritzkirchhof wird eröffnet, weil auf dem Nikolaikirchhof kein Platz mehr für Beisetzungen ist. (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 156) (Schulze II S. 141ff.) Nikolai-Pfarrer M. Joachim Grunovius will, trotz der Verdoppelung seines Gehaltes, wegen reformierter Neigungen die lutherische Gemeinde verlassen, bleibt aber, „weil ein Tumult in der Gemeinde entstanden“ (Schulze II S. 149). Nachfolger wird 1618 M. Tobias Reinhart (Gemälde in der Kirche).

1613 stiften die Kinder des bereits 1603 verstorbenen Landreiters Wolfgang Schneider das sog. Annengeld zum Gedächtnis an ihre ein Jahr zuvor an der Pest gestorbenen Mutter, Anna Meisner, und deren Schwägerin, Eva Schneider. Die Grabplatte von Wolfgang Schneider befindet sich in der St.-Nikolai-Kirche.

1618-1648 Dreißigjähriger Krieg. Keine Kampfhandlungen in Spandau, dennoch leidet die Stadt durch Durchmärsche fremder Truppen, starke Einquartierungen, wiederholt auftretende Pest sowie unaufhörliche Kontributionen und Naturallieferungen. (Kuntzemüller S. 65)

1619 Pest (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 186) Schulze erwähnt diese Pestwelle nicht, schreibt unklar: „3 Taler dem Organisten, dass er beide Sterben über fleißig in der Kirche aufgewartet“ (Schulze II S. 153).

1620 Stadtbrand durch „Unvorsichtigkeit einer Magd“. 40 Häuser in der Jüdenstraße werden vernichtet. Der Wiederaufbau dauert bis 1688 (Kuntzemüller S. 15) (Schulze II S. 156).

1620 Inflation. 1622 Aufruhr und Tumulte.

1626-1638 Wiederholt wütende Pest (1626 kombiniert mit Ruhr, 1628, (Kuntzemüller Bd. 2 S. 156), 1630/31 mit über 1500 Toten: über die Hälfte der Bürger sind infiziert, die Toten können nicht an einem Tag beerdigt werden, „Alle Ratsdiener lagen darnieder, die Ratsherren flüchteten zum größten Teile aus der Stadt, …“ K 69. 1635. Ganze Familien starben aus (vgl. Kuntzemüller S. 15, 63ff.). 1637: ganz Spandau steht unter Quarantäne, niemand darf die Stadt verlassen, Kranke und Gesunde werden getrennt, Tote werden nachts begraben (Kuntzemüller S. 71) (Schulze II S. 164-187). Oberpfarrer M. Joachim Mauritius verliert 1637 zwei Söhne an der Pest (sein Gemälde befindet sich in der St.-Nikolai-Kirche). Pfarrer Johann Conow muss um eine Tochter trauern (Schulze II S. 187). 1638/39 Pest (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 187) (Schulze Bd. I S. 75)

1648 Die Hälfte der Häuser in Spandau ist verfallen. Die Einwohnerschaft ist durch Pest und Hunger auf fast die Hälfte des Vorkriegsniveaus reduziert. „Nach hundert Jahren waren die Kriegswunden noch nicht geheilt!“ (Kuntzemüller S. 76)

1656 wird die Moritzkirche wieder für den Gottesdienst hergerichtet. Wann genau die Kirche entstand, ist ungeklärt. Eventuell ist sie sogar älter als die St.-Nikolai-Kirche.  Standort: Am südlichen Ende der Jüdenstraße. 1461 Ersterwähnung. 1836 wird die Moritzkirche zur Kaserne umgebaut, 1920 wird sie abgerissen.

1670 Die Reformierte Kirche schräg gegenüber der St.-Nikolai-Kirche ist fertig. 1685 Edikt von Potsdam, um reformierte Franzosen anzusiedeln.

1675 Kampfhandlungen bei Rathenow, Nauen und Fehrbellin. Feindliche Schweden vor Spandau. Brand der Oranienburger Vorstadt (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 187) (Schulze Bd. II S. 244ff.)

1688 Ankunft von 156 aus Piemont vertriebenen Waldensern (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 187) (Schulze Bd. II S. 276)

1708/10 Pest in Ostpreußen erreicht Berlin und auch Spandau nicht. Ärzte sind zunächst noch hoch angesehen: Der Spandauer Stadtphysicus wird unter Erhöhung seiner Bezüge zum Pestilentiarius befördert (Schulze Bd. II S. 310). Das Pestreglement der Regierung (s. Mylius‘ „Corpus Constitutionum Marchicarum“) gilt als Paradebeispiel militärisch-absolutistischer Verfügungswut (Briese Mauern S. 144). Ärzte werden damit degradiert.

1732 Zehn Trecks mit insgesamt 6190 salzburgischen Emigranten (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 188) (Schulze Bd. II S. 356ff.)

1740 Feuersbrunst, die 10 Häuser zerstört und den Nikolaikirchturm beschädigt (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 188) (Schulze Bd. II S. 373)

Spandau leidet als Garnisonstadt besonders unter den Folgen der aktuellen Kriege: Erster Schlesischer Krieg (1740–1742) Zweiter Schlesischer Krieg (1744–1745) Siebenjähriger Krieg (1756–1763)

1760 Russische Kosaken vor Spandau (Schulze Bd. II S. 400f.)

1806 Niederlage bei Jena und Auerstedt gegen die napoleonischen Truppen. Zusammenbruch des preußischen Staates. Napoleon visitiert Spandau, in der St.-Nikolai-Kirche wird ein Magazin eingerichtet und die Moritzkirche als Schlachthaus benutzt.

1813/14 (Freiheitskriege) Das französisch besetzte Spandau wird von Russen und Preußen belagert und beschossen. Von 4145 Einwohnern kommen nur zwei ums Leben, doch in der Stadt sind 67 Häuser und 14 Hinterhäuser zerstört. (Grothe S. 92). Zur Erinnerung pflanzen die Spandauer auf dem Heinrichsplatz (heute nördlicher Reformationsplatz) drei Eichen. 1816 wird das entsprechende, von Karl Friedrich Schinkel geschaffene Denkmal eingeweiht. 1838/39 Restaurierung des durch die Beschießung baufällig gewordenen Kirchturms von St. Nikolai. 1839 wird als Erinnerung an 1813 eine 50-Pfund-Bombe in den nordwestlichen Strebepfeiler von St. Nikolai eingemauert.

1818  Großer Sturm (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 192)

1830 Hochwasser in Spree und Havel (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 196)

1831 Cholera (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 196). Siehe Gebet im Anhang.

1832 Großer Brand in der Potsdamer-, Ritter- und Jüdenstraße (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 196)

1848 und 1849 Cholera (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 198)

1864, 1866, 1870/71 Kriege mit Spandauer Gefallenen. Denkmäler und Gedenktafeln werden u.a. in der St.-Nikolai-Kirche aufgehängt.

1866 Cholera 182 Tote. (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 205)

1873 Cholera (Kuntzemüller, Bd. 2 S. 209)

1914-1918 Erster Weltkrieg. 1918 Revolution. 1919 Einrichtung eines Ehrenfriedhofs für die Spandauer Gefallenen auf dem städtischen Friedhof an der Pionierstraße (Friedhof In den Kisseln). Mehrere Gefallenen-Denkmäler werden in Spandau errichtet.

1933 Machtübertragung an Adolf Hitler, NSDAP. Einführung einer zentralistischen Diktatur. An diese Zeit mit ihren Verbrechen erinnert in der St.-Nikolai-Kirche die 1984 enthüllte Gedenktafel für Wilhelm Friedrich Graf zu Lynar.

1938 Novemberpogrome.

1939-1945 Zweiter Weltkrieg.

1948/49 Sperrung der Zufahrtswege nach West-Berlin. Stichworte: Blockade, Luftbrücke

1961–1989 „Berliner Mauer“ trennt Familien u. a. Die Glocken von St. Nikolai erinnern an diese Zeit. 1.) Traditionsglocke: + O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort – So stand es auf der im 1. Weltkrieg eingeschmolzenen alten Glocke – so ruft es diese neue Glocke wieder. Gegossen 1965 – 20 Jahre nach Beendigung des 2. Weltkriegs durch Petit u. Gebr. Edelbrock Gescher i./W. 2.) Bittglocke: Diene dem geteilten Land, diene der geteilten Stadt. + Verbinde, was getrennt ist. Erbarme dich unser, o Herr. Gegossen 1965 durch Petit u. Gebr. Edelbrock Gescher i./W. 3.) Dankglocke: Danket dem Herrn · denn er ist freundlich · und seine Guete waehret ewiglich · Psalm 118,1 – Stadt und Land ist Erbarmung widerfahren · Unser Gott hat wieder verbunden · was getrennt war · AD 1990

 

Verwendete Literatur

Grothe, Jürgen: Spandau - Stadt an Spree und Havel. Aus der Chronik eines Berliner Bezirks, 2., durchgesehene und verbesserte Auflage, Berlin 1975.

Jahn, Gunther: Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Stadt und Bezirk Spandau, Berlin 1971.

Kuntzemüller, Otto: Urkundliche Geschichte der Stadt und Festung von Spandau von der Entstehung der Stadt bis zur Gegenwart (1881). Mit einem Geleitwort und Nachtrag von Friedrich Koeltze, Reprint der zweibändigen Originalausgabe von 1928-1929 nach dem Exemplar der Deutschen Bücherei Leipzig, Berlin 1989.

Pohl, Joachim: Das Benediktinernonnenkloster St. Marien zu Spandau und die kirchlichen Einrichtungen der Stadt Spandau im Mittelalter, Köln 1996.

Schulze, Daniel Friedrich: Zur Beschreibung und Geschichte von Spandau, Band 1 und 2, im Auftrage der Kirche und der Stadt herausgegeben von Otto Recke, Oberpfarrer an St. Nicolai, Spandau 1913.

 

Anhang

(Einzuschalten nach den Worten: "vorzüglich Deiner Gläubigen.") Wende von uns in Gnaden alle wohlverdienten Landplagen, Krieg, Hunger und theure Zeiten. Ja, wir trauen auf Dich, denn Du bist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hülfe in den großen Nöthen, die uns betreffen. Auch jetzt, wo eine verheerende Krankheit uns mit ihren Gefahren und Trübsalen bedroht [für Orte, wo die Seuche schon ausgebrochen ist: so viel Elend und Trübsal unter uns verbreitet] wirst Du es an Deiner Gnade und Erbarmens nicht fehlen lassen, und uns ein treuer Helfer seyn. [...] Errette uns, Gott unsers Heils! und mache unsern großen und schweren Bekümmernissen bald ein Ende. Wende die verheerende Seuche, von der unser Land [unsere Stadt, unser Ort] heimgesucht wird, nach Deiner unendlichen Barmherzigkeit von uns ab, und steure dem Elend, das sie anrichtet. Vermehre in uns die Kraft der Liebe und des christlichen Muthes zum treuen Aushalten in den Augenblicken der Gefahr und Noth. Trockne die Thränen der Trauernden, lindere die Schmerzen der Kranken, und mache den Sterbenden die letzte Stunde leicht.

aus: Königl: Consistorium der Provinz Brandenburg. Circular-Verfügung an sämmtliche Geistliche der Provinz Brandenburg. Einzuschalten in das allgemeine Kirchen-Gebet wegen der Cholera-Krankheit. Berlin, den 7ten September 1831, in: Domstiftsarchiv Brandenburg. Sig. NE 166/434.

 

Abbildung oben:

Spandau im 17. Jahrhundert, Kupferstich von Matthias Merian (1583–1650)
H: 17 cm, B: 37 cm (NikSpan Inv.nr. 08.1.037)

Die Ansicht zeigt Spandau kurz vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. Spandau litt in dieser Zeit unter einquartierten und durchziehenden Kompanien und vor allem unter der Pest. Ungefähr 1000 Menschen starben, leerstehende Häuser verfielen, andere Gebäude wurden aus taktischen Gründen abgerissen. Noch ist die mittelalterliche Stadt intakt; vorn links ist die Kapelle des Gertraudenhospitals auf dem Stresow zu sehen  


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