Reformationsjubiläen

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Reformationsjubiläen

Spandauer Reformationsjubiläen als Spiegel der Geschichte

Regelmäßig fanden (und finden) in Spandau Jubiläumsfeiern anlässlich der Einführung der Reformation statt. Die Feiern spiegeln die jeweilige politische Lage.

1539              Am 1. November empfängt der brandenburgische Landesherr Joachim II. in der Spandauer St.-Nikolai-Kirche das Sakrament des Hl. Abendmahls mit Brot und Wein in beiderlei Gestalt. Damit wird die gesamte Bevölkerung des Kurfürstentums Brandenburg offiziell evangelisch.

1639              Der Dreißigjährige Krieg und die Pest verwüsten das Land. Seit 1613 gehört das brandenburgische Herrscherhaus der reformierten Kirche an. Dagegen bezeugen die Berliner Lutheraner mit einer selbstbewussten Jubiläumsfeier konfessionelle und politische Opposition. Auch die Spandauer bekennen sich zu den Wittenberger Reformatoren. 1639 zieren sie ihre neue Kanzel mit Bildnissen von Martin Luther und Philipp Melanchthon.

1739              Der preußische König Friedrich Wilhelm I. („Soldatenkönig“) interessiert sich, ganz im Sinne der Aufklärung, vor allem für das praktische Christentum. Er fordert konfessionelle Toleranz zwischen den beiden evangelischen Religionsverwandten. Aus Besorgnis, der schwerkranke König werde den 1. November nicht mehr erleben, werden die Feierlichkeiten in den Mai vorverlegt. In Spandau wird u.a. ein Festkonzert gegeben.

1839              Friedrich Wilhelm III. hatte 1817 die unierte preußische Landeskirche aus Lutheranern und Reformierten geschaffen. Die große Gedenkfeier zum 300. Jahrestag der Reformation soll die Vereinigung der evangelischen Kirche mit dem König als Oberhaupt nochmals unterstreichen. In Spandau sind pünktlich zum 1. November die umfassenden Erneuerungen der St.-Nikolai-Kirche unter Karl Friedrich Schinkel abgeschlossen. Leider hält ein leichtes Unwohlsein den König von der Teilnahme am Festgottesdienst in der noch etwas feuchten Kirche ab. Erst zwei Tage später kann er nach Spandau kommen, wo er begeistert empfangen wird. Unsere Ausstellung zeigt aus dem Jahr 1839: eine Gedenkmedaille mit Joachim II. und Friedrich Wilhelm III.

1889              Man hat gerade das Drei-Kaiser-Jahr hinter sich, und Wilhelm II. zieht eine Griechenlandreise der Reformationsfeier vor. Sein Fehlen soll durch ein Massenaufgebot an Prinzen und militärischen Pomp ausgeglichen werden. Stolz enthüllen die Spandauer das große Denkmal für Joachim II. vor der St.-Nikolai-Kirche.

 

1939              Seit März heißt der frühere Kirchhof der St.-Nikolai-Kirche Reformationsplatz. Das Jubiläum im November steht unter dunklen Schatten: Die Feierlichkeiten fallen in die ersten Kriegsmonate. Die evangelische Kirche bietet durch den Kirchenkampf ein zerrissenes Bild. Die amtliche Kirche verzichtet angesichts der Lage auf die Demonstration protestantischer Präsenz und Geschlossenheit und schwelgt zur Überbrückung der Spannungen in Kirchenmusik.

1989              Der Turm der St.-Nikolai-Kirche zeigt sich erstmals nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg mit seiner barocken Laterne, die Wetterfahne trägt die Jahreszahl 1989. Den Festgottesdienst am 1. November halten die Bischöfe der West- und Ost-Region der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg gemeinsam. Durch die Direktübertragung im Fernsehen können viele Menschen, auch in der DDR, am Geschehen Anteil nehmen. Nur wenige Tage nach dem Jubiläum fällt die Mauer.

2014              Die Veranstaltungen zum 475. Jahrestag der brandenburgischen Reformation stehen bereits im Zusammenhang mit dem weltweiten Reformationsjubiläum 2016/2017. Am 31. Oktober 2017 wird der 500. Jahrestag der Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers gegen den Ablasshandel und somit des Beginns der Reformation begangen. Dieser Tag bildet den Höhepunkt der „Reformationsdekade“, die 2008 begonnen hat.

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